Interview mit Dirk Schiffler über das Saisonende 2019/20!

von | 22. Mai 2020

Nachgefragt

Warum sich der TTVB sich so zum Saisonende entschied!

 

Obwohl der TT-Sport nun schon seit Wochen ruht, gibt es dennoch Funktionäre, die in dieser Krisenzeit mehr denn je gefragt sind. Einer von ihnen ist der Vizepräsident Sport des TTVB, Dirk Schiffler. Seit fast auf den Tag genau 13 Jahren leitet der Software-Experte aus Finsterwalde die Geschicke des TTVB-Sportausschusses und ist Mitglied im Präsidium des Verbandes. Günter Nostitz nutzte die Gelegenheit, um mit ihm über die Corona-Krise zu sprechen, die ja u.a. auch eine Krise für den TT-Sport ist.

Dirk, am 31.03.2020 fragte der DTTB bei einer Telefonkonferenz (TK) mit den Mitgliedsverbänden diese ab, welchen Tabellenstand sie für die Spielzeit 2019/20 favorisieren. Dabei sprachen sich damals 12 Verbände für den aktuellen Tabellenstand aus und 6 für den Tabellenstand zum Abschluss der Vorrunde. Der TTVB war einer von zwei Verbänden, die in dieser Frage unentschlossen waren. Warum?

Eine eindeutige Meinung gab es in unseren zuständigen Gremien zu dieser schwierigen Frage nie. Bei meiner ersten Umfrage war eine Mehrheit für den Tabellenstand nach der Vorrunde, was ich so als Position des TTVB auch an den DTTB weiterleitete. Nachdem der DTTB in Vorbereitung auf die TK eine Zusammenfassung der Verbandsmeinungen mit den Pros und Kontras dazu mitteilte und ich diese Informationen in unsere zuständigen Gremien weiter gab, änderte sich das Bild. Es ergab sich dann eine Mehrheit für den aktuellen Tabellenstand, so dass ich dann bei der TK erst einmal keine Variante für den TTVB favorisierte.

Warum hast Du Dich als Vertreter des TTVB dann letztlich für den aktuellen Tabellenstand entschieden?

Bei der TK war u.a. auch der DTTB-Justiziar Thomas Weikert anwesend und er wies darauf hin, dass trotz der Corona-Krise die Wettspielordnung (WO) nicht außer Kraft gesetzt ist und für die Entscheidungen unser Leitfaden sein sollte/muss. In der WO steht, dass alle regulär ausgetragenen Spiele auch in eine Wertung einfließen müssen. Daraufhin gab es einen regen Austausch von Argumenten sowohl für als auch gegen eine der beiden zur Entscheidung stehenden Varianten. Wohl wissend, dass man mit keiner der beiden Varianten eine gerechte Lösung hat, bestand dann aber Einstimmigkeit darin, dass der aktuelle Tabellenstand am ehesten der WO gerecht und damit eine Entscheidung dafür rechtlich am wenigsten angreifbar sein wird.

Da alle Verbände und der DTTB zu Beginn der TK bekräftigt haben, eine bundesweit einheitliche Lösung finden zu wollen, konnten dann auch die Verbände, die sich ursprünglich für den Tabellenstand der Vorrunde ausgesprochen hatten bzw. unentschlossen waren, sich der Entscheidung für den aktuellen Tabellenstand anschließen.

Nach der Entscheidung des DTTB, den Tabellenstand vom 13.03.2020 als Endstand zu erklären, gingen im Internet die Meinungen zur Rolle des DTTB im Umgang mit der Corona-Krise extrem weit auseinander. Wie bewertest Du als Vizepräsident Sport des TTVB das Krisenmanagement des DTTB?

Es gab ja nicht das alleinige Krisenmanagement des DTTB, denn er kann erst einmal nur Entscheidungen für die Bundesspielklassen und Bundeswettkämpfe fällen und den Verbänden nichts verordnen. Das hat sich bspw. auch darin gezeigt, dass die Verbände zu den unterschiedlichsten Zeitpunkten ihren Spielbetrieb ausgesetzt haben.

Der DTTB hat sich unmittelbar nach der bundesweiten Aussetzung der Spielbetriebe mit den Verbänden in Verbindung gesetzt und ein gemeinsam abgestimmtes und nach Möglichkeit bundesweit einheitliches Vorgehen vorgeschlagen, nicht angeordnet. Dies haben alle Verbände auch so gesehen und deshalb gab es in den Verbänden und zusammen mit dem DTTB einen regen Austausch darüber, wie mit dieser Krise umgegangen werden kann, sowohl in Bezug auf den Abschluss und die Wertung der aktuellen Saison als auch auf die Planung und Vorbereitung der neuen Saison. Bis zur TK haben sich alle Verantwortlichen (die meisten ehrenamtlich und in ihrer Freizeit) viele Tage intensiv mit diesen Fragen beschäftigt und waren sichtlich bemüht, Entscheidungen zu treffen, die rechtlich sicher sowie für alle nachvollziehbar sind und Planungssicherheit geben.

Deshalb bin ich in dieser Frage mit der Arbeit des DTTB zufrieden und kann die Meinungen der Personen, die jetzt ausschließlich auf den DTTB schimpfen, weder verstehen noch akzeptieren. Der DTTB hat keine Entscheidung im stillen Kämmerlein getroffen und den Verbänden aufgedrückt, sondern der DTTB und die Verbände zusammen haben in einem sehr offenen, transparenten und konstruktiven Diskussionsprozess eine   bundesweit einheitliche Entscheidung mit Handlungsspielraum für die Verbände getroffen, wohl wissend, wie schon gesagt, dass es in dieser Situation weder eine einfache noch für alle gerechte Entscheidung geben kann.

Deshalb fühlen sich jetzt natürlich manche Mannschaften benachteiligt, aber wenn die Entscheidung für die Tabelle der Vorrunde ausgefallen wäre, würden sich dann halt andere Mannschaften benachteiligt fühlen.

Es wäre schön, wenn (nicht nur in dieser Situation) die Arbeit und das Engagement der haupt- und ehrenamtlich tätigen Verantwortlichen mehr gewürdigt wird und nicht in den einschlägigen Foren mehrheitlich gemeckert wird und stellenweise die Verantwortlichen beleidigt werden, indem ihnen Inkompetenz vorgeworfen wird. Vielleicht sollten die Personen, die so agieren, mal versuchen, die Mannschafts- bzw. Vereinsbrille abzusetzen und in einem etwas größeren Kontext zu denken, das muss man aber natürlich auch wollen.

Was genau bedeutete nun die Entscheidung des DTTB und seiner Mitgliedsverbände für den Spielbetrieb im TTVB?

Nun, erst einmal nichts Schlimmes, aber natürlich Arbeit für die zuständigen Gremien, den Umgang mit den Mannschaften auf einem Relegationsplatz festzulegen.

Wer wurde denn in die Entscheidungsfindung des Brandenburger Verbandes einbezogen und vor allem wie?

Im TTVB sind der Sportausschuss und die LB-Ausschüsse für die Organisation des Spielbetriebes verantwortlich, aber auch das Präsidium wurde in alle Entscheidungen mit einbezogen bzw. bekam alle Informationen zur Verfügung gestellt. Der meiste Austausch erfolgte per E-Mail und für die letztendliche Entscheidungsfindung habe ich mit den Mitgliedern des Sportausschusses ebenfalls eine Telefonkonferenz gemacht.

Was war bei Euren Festlegungen die wichtigste Überlegung?

Auch wenn es sicherlich nicht überall gelingen wird, aber unser Ziel war es, Härtefälle, die durch die getroffene Entscheidung des DTTB und der Verbände möglicherweise entstanden sind, größtmöglich abzumildern.

So wollten wir versuchen, allen Mannschaften, die auf einem Relegationsplatz stehen, den Verbleib in einer Liga bzw. den Aufstieg in eine Liga zu ermöglichen.

Wie habt Ihr versucht, das zu erreichen?

Um das genannte Ziel zu erreichen, haben wir festgelegt, dass bei Bedarf die Gruppenstärke einer Liga auf max. 12 Mannschaften erhöht werden kann.

Damit soll für die Saison 2020/21 eine sinnvolle Terminplanung ermöglicht werden, auch unter dem Aspekt, dass wir noch nicht wissen, ob wir im September wieder normal mit dem Punktspielbetrieb starten können. Einig waren wir uns allerdings aber darin, dass es in keiner Liga/Gruppe mehr als 12 Mannschaften geben darf.

Wir gehen davon aus, mit dieser Maßnahme die meisten Härtefälle zur Zufriedenheit der Mannschaften/Vereine lösen zu können, wobei wir auch feststellen können, dass sich laut Aussage der LBA-Vorsitzenden glück-licherweise die Härtefälle in den Ligen in Grenzen halten.

Eine Besonderheit des Brandenburger TT-Sports ist ja, dass die Kreise nicht Mitglied des TTVB sind und ihren Spielbetrieb zwar in click-TT, aber doch eigenständig organisieren. Was empfiehlt der TTVB den Kreisverantwortlichen  für das Saisonende 2019/20  und für die Saisonplanung 2020/21?

Ich möchte für die Kreise keine Empfehlung aussprechen, aber da die Kreise sich bei der Organisation ihres Spielbetriebes an der WO des TTVB ganz oder teilweise orientieren, macht es sicherlich auch bei der jetzigen Situation am meisten Sinn, wenn die Kreise sich bei ihren Entscheidungen von denen im TTVB leiten lassen.

Abschließend noch die Frage nach Deiner Hoffnung für die weitere Bewältigung der Corona-Krise und für die neue Saison?

Natürlich hoffe ich zuerst, dass alle TT-Spieler im TTVB gesund sind und bleiben bzw. dies schnellstmöglich wieder werden.

Bei einem Ausblick in die Zukunft hoffe ich für unsere Vereine, dass alle Spieler noch vor der Sommerpause wieder zum Training gehen und ihren „Corona-Speck“ loswerden können. Sollte das wieder möglich sein, hoffe ich natürlich, dass wir im September ganz normal mit der neuen Saison starten können.

Da aber bei den am 15.04.2020 verkündeten ersten und vorsichtigen Lockerungsmaßnahmen kein Wort über den Sport verloren wurde, bleibt es eine Hoffnung, die ja bekanntlich zuletzt stirbt.

 

Vielen Dank für das Interview, Dirk, und bleib vor allem gesund!

 

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