Gastbeitrag von Roberto Strauch (ESV Lok Guben)
Am ersten Märzsonntag standen die Landesmannschaftsmeisterschaften Senioren im Terminplan. Durch einen Beitrag auf der TTVB-Homepage am 12. Januar und in einem Anfall von Begeisterung und Hoffnung schrieb ich das (rechtzeitig) in unsere Vereins-Chatgruppe, und siehe da: Es kamen Reaktionen, Fragen und Meldungen, zum Meldeschluss hatten sich tatsächlich vier Herren- und ein Damenteam zusammengefunden. Sensationell! Weniger begeisternd war dann die Mitteilung, dass wir im Landesbereich Süd der einzige Verein war, der sich traute. Okay, so hatten wir zwar ohne Müh und Schweiß schon mal fünf Landesbereichs-Mannschaftsmeistertitel, aber die totale Freude wollte noch nicht aufkommen…
Beim Stöbern in den Ergebnissen 2024 stellte ich ernüchtert fest, dass gerade mal 9 (in Worten: neun) Mannschaften an der LMM teilnahmen, von wohlgemerkt 32 möglichen, wenn ich mir das richtig gemerkt habe, dass die drei LB-Sieger und der Titelverteidiger startberechtigt sind. Umso erfreuter konnte man die diesjährigen Meldungen betrachten, mit 17 Teams fast verdoppelt! Dass es am Ende noch 14 waren, ist sicher der Grippewelle und dem eng gestrickten Wettkampfplan geschuldet. Auch bei uns wurde es in der einen oder anderen Altersklasse eng, doch konnten alle Teams auf Reisen gehen.
Unser Ü50-Damenteam einigte sich mit dem Gastgeber Stahnsdorf auf einen acht Tage früheren Spieltermin. Ergebnisbericht im Originalton von Cornelia Wendt: „Die Mädels in Stahnsdorf sind fertig. Viel gelernt. Ansonsten 0:3. Hat aber Spaß gemacht.“ Auch so kann man eine Niederlage sehen! Die Verpflegung vor Ort soll übrigens Weltklasse gewesen sein…
Der unermüdliche Toni Baumheier hatte in der Ü50 fast seine 2. Herren beisammen, auch sie reisten nach Stahnsdorf und durften die Überlegenheit des Gastgebers und der Bestenseer Oldies anerkennen. Mit dem Ehrenpunkt durch Andrzej Waruszewski waren sie zwar deutlich geschlagen, aber nicht niedergeschlagen. Übrigens, Reisen bildet und bindet auch, bei uns im Verständnis zwischen deutschen und polnischen Sportfreunden, im Erlebnis der Brandenburgischen Landschaften, und nicht zuletzt im Kennenlernen anderer Sportfreundinnen und Sportfreunde.
Genau dies hatten sich auch die 40er, 60er und 70er Herren als Ziel gesteckt. Bei der kurzweiligen Anreise in einem (natürlich von einem ESV-Mitglied) gemieteten Kleinbus stieg die Stimmung und wurde durch alte Geschichten aus der 74jährigen Lok-Guben-TT-Geschichte gewürzt. Auch wenn wir wussten, dass jeder wohl nur ein Einzel und vielleicht noch ein Doppel spielen würde, war die Vorfreude groß und ebenso die Spannung, wie man gegen teilweise extrem höherklassige Gegner abschneiden würde. Ü40 und Ü60 waren ziemlich schnell fertig, zwei klare 4:0 für die Eberswalder Gastgeber bei einem gewonnenen Satz durch Markus Friedack – so ist Sport! Den Unterschied im Können drückte der QTTR-Wert aus, da waren teilweise viele Hundert dazwischen.
Dennoch kam kein Frust auf, es wurde gequatscht, teilweise noch ein Trainingsspielchen gemacht, Martha ließ keinen verhungern dank Kaffee, Würstchen, belegten Brötchen und Muffins; macht das nicht auch unseren Sport aus? Bei der Gelegenheit – der TTC Finow Eberswalde war ein guter und herzlicher Gastgeber!
Und dann waren da ja noch unsere 70er, die sich insgeheim etwas ausgerechnet hatten. Mit Unterstützung derer, die schon fertig hatten, spielten sie sich durch einen feinen 4:1-Sieg tatsächlich zum Landes-Mannschaftsmeistertitel der Senioren Ü70. Klaus Wende, Reinhard Geike und der nach einer längeren Leidenszeit endlich wieder aktive Günter König (einer der letzten Brettchenspieler Brandenburgs?) waren so aus dem Häuschen, dass sie spontan ihre Bereitschaft erklärten, nun auch an den Norddeutschen Meisterschaften teilnehmen zu wollen. Viel Spaß und Erfolg, meine Herren!
Was ich mit diesem Beitrag erreichen will? Dass das, was in der Überschrift steht, nicht eintritt. Statistiker könnten bestimmt schnell herausfinden, wieviel aktive Damen und Herren es in Brandenburg gibt, die das vierte Lebensjahrzehnt überschritten haben. Schaut euch doch einfach mal in euren Vereinen um und an, redet darüber, schmiedet Pläne und Allianzen für einen zu Unrecht dahindümpelnden Wettbewerb, der echt Spaß machen kann und den man auch in fortgeschrittenem Alter noch erleben und gestalten kann. Ein weiterer, auch lange unterschätzter Wettbewerb, die Pokalmeisterschaften, nimmt gerade wieder Fahrt auf. Das kann auch bei uns „Alten“ gelingen, gemeinsam mit den LB-Seniorenwarten und Frank Mucha als „Landessenior“ – auf gehts!